Aus dem Landeskirchenamt:
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
wir laden Sie ein, am 13. Sonntag nach Trinitatis einen besonderen Gottesdienst zu feiern, der an den 80. Jahrestag der Deportation der Wolgadeutschen erinnert.
Am 28. August 2021 jährt sich der Erlass des Präsidiums des Obersten Sowjets der UdSSR „Über die Umsiedlung der im Wolgagebiet ansässigen Deutschen“ zum 80. Mal. 67 Tage nach dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941 markiert dieses Datum einen gravierenden Einschnitt im Leben der Wolgadeutschen, die als Nachkommen deutscher Einwanderer in das Russische Reich vorwiegend am Unter- und Mittellauf der Wolga siedelten.
Kollektiv wurden die Wolgadeutschen der Kollaboration mit dem faschistischen Regime bezichtigt und nach Sibirien und Zentralasien deportiert. Familien wurden gewaltsam getrennt, tausende Menschen kamen ums Leben, die überlebenden Deportierten mussten in der Arbeitsarmee, der sog. Trudarmee, Zwangsarbeit leisten.
Aber nicht nur die Wolgadeutschen waren betroffen – insgesamt wurden mehr als 1,2 Mill. Russlanddeutsche deportiert. Hundertausende – die genauen Zahlen sind nicht ermittelt – starben, an Erschöpfung, Krankheiten und Hunger.
In unseren Kirchengemeinden leben zahlreiche russlanddeutsche Aussiedler*innen und deren hier geborenen Nachkommen. Für viele von ihnen ist die Deportation ein schmerzhafter Teil der eigenen Familiengeschichte. Sie werden es als eine besondere Würdigung ihrer Geschichte empfinden, wenn anlässlich dieses 80. Jahrestages die Deportation der Wolgadeutschen im Gottesdienst thematisiert wird: um der dabei zu Tode Gekommenen und der Geschundenen zu gedenken – ihres Leidens, aber auch ihres Glaubens und ihrer Hoffnung.
Denjenigen, die keine russlanddeutschen Wurzeln haben, nehmen durch das Gedenken Anteil an dieser oft nicht so sehr beachteten schrecklichen Konsequenz des deutschen Angriffs auf die Sowjetunion.
Auf der Seite https://80-jahre.wir-e.de/aktuelles haben wir historische Informationen, Gottesdienstbausteine, Predigt- und Gottesdienstentwürfe sowie weitere Materialien für Sie zusammengestellt, darunter auch Originaltöne eines Ehepaars, das die Deportation selbst erlebt hat.
Mit freundlichen Grüßen, auch im Namen von Lennart Bohne (landeskirchlicher Friedensort Dokumentationsstätte Gnadenkirche Tidofeld), Lars-Torsten Nolte (Fachbereich Kirche im Dialog, Haus kirchlicher Dienste) und Pastor Torsten-Wilhelm Wiegmann (Innere Mission und Evangelisches Hilfswerk im Grenzdurchgangslager Friedland)
Ihr
Dirk Stelter
Oberkirchenrat
Referat Mission und Ökumene
Landeskirchenamt
Dirk.Stelter@evlka.de